Zahnstein bei Hunden und Katzen

Zahnstein & Parodontose bei Hund & Katze

Krankhafte Veränderungen in der Maulhöhle sind die mit Abstand häufigsten Erkrankungen bei Hund und Katze überhaupt. Mehr als 80 % aller Hunde und Katzen, die älter als 6 Jahre sind, weisen entzündliche Erkrankungen des Zahnhalteapparates (Parodontitis) auf - mit schweren Folgen für den allgemeinen Gesundheitszustand.

Lockere Zähne und Zahnausfall werden auch heute noch oft als Alterserscheinung erklärt – bei Mensch und Tier. Dafür wird die sogenannte „Parodontose“ verantwortlich gemacht, also degenerative Alterungsprozesse am Zahnhalteapparat. In neuerer Zeit weiß man jedoch, dass es sich hierbei in erster Linie um einen infektiösen Prozess, als eine Parodontitis, handelt. Hierbei sind ganz bestimmte Entstehungsmechanismen beteiligt.

Wie entstehen Gingivitis und Parodontitis bei Tieren?

Früher wurde Zahnstein als Ursache für Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) und Parodontalerkrankungen angesehen. Heute jedoch gilt es als gesichert, dass lebende Bakterien im Zahnbelag (Plaque) Voraussetzung für die Entstehung einer Entzündung des Zahnhalteapparates sind. Diese Bakterien sind aber nicht nur für die Entstehung lokaler Entzündungen in der Maulhöhle verantwortlich. Sie breiten sich auch im Gesamtorganismus aus.

Studien belegen Zusammenhang zwischen Parodontal- und Allgemeinerkrankungen

Humanmedizinische Studien belegen eindeutig den Zusammenhang zwischen Parodontal- und Allgemeinerkrankungen wie Diabetes mellitus, Lungenentzündungen, Herzerkrankungen oder Schädigungen von Leber und Nieren.

Eine veterinärmedizinische Studie an 45 Hunden zeigte ähnliche Ergebnisse. Der Schweregrad einer parodontalen Erkrankung korrelierte signifikant mit dem Grad nachweisbarer entzündlicher Veränderungen in Niere, Leber und Herzmuskel.

Somit können wir zusammenfassend sagen, dass alle Hunde mit Zahnbelag unweigerlich eine mehr oder weniger starke Zahnfleischentzündung (Gingivitis) aufweisen, die sich jedoch nicht unbedingt zu einer Parodontitis weiterentwickeln muss. Jüngste Untersuchungen weisen darauf hin, dass dies auch von der individuellen Immunreaktionslage in der Maulhöhle oder von genetischen Faktoren abhängig ist.

Woran erkennt man ein Parodontalerkrankung bei Hunden und Katzen?

Unangenehmer Geruch aus dem Maul (Halitosis) ist der häufigste Grund, warum Besitzer mit ihrem parodontalerkrankten Tier zum Tierarzt gehen. Am Ausmaß des sichtbaren Zahnbelags und Zahnsteins ist dabei jedoch nicht zwangsläufig der Schweregrad der parodontalen Schädigung zu erkennen.

Da Parodontalerkrankungen unter dem Zahnfleischrand verborgenen sind, werden sie häufig übersehen. Um ihre Veränderungen zu erkennen, braucht man spezifische Hilfsmittel. Mit Parodontalsonde und Röntgenaufnahmen können wir in unserer Praxis eine Parodontalerkrankung Ihres Tieres sicher diagnostizieren.

Zunächst betrachten wir natürlich die Ausbreitung von Zahnbelag, Zahnstein und Gingivitis. Insbesondere aber untersuchen wir die Sondierungstiefe der Zahnfleischfurche, das Vorhandensein von Zahnfleischwucherungen, Zahnfleischtaschen oder auch den Zahnfleischrückgang. Zuletzt beurteilen wir den Grad einer freiliegenden Zahnwurzelaufzweigung (Furkation) und die Zahnbeweglichkeit.

Wie wird eine Parodontalerkrankung behandelt?

Die Behandlung in unserer Praxis

Eine fachgerechte und professionelle Parodontaltherapie sollte nach Möglichkeit in Narkose erfolgen. Durch eine Intubationsnarkose vermeiden wir, dass Ihr Tier den gelösten infektiösen Zahnbelag einatmet.

Ziel der Behandlung ist es, ein Fortschreiten der parodontalen Erkrankung aufzuhalten. Dies geschieht durch Entfernung von Zahnbelag und Zahnstein vom sichtbaren Zahn mit Hilfe eines elektrischen Ultraschallzahnsteingerätes. Anschließend erfolgt die Reinigung des nicht sichtbaren Bereiches unterhalb des Zahnfleischrandes (subgingival). Dieses subgingivale Scaling (scaling = abschaben) und die anschließende Wurzelglättung sollten mechanisch mit sogenannten Handscalern oder Küretten erfolgen. Eine abschließende Politur und Spülung der Zahnfleischtaschen (Sulcuslavage) vervollständigen die Behandlung. Eine Parodontaltaschenbehandlung mittels Lasertherapie verlängert signifikant die notwendigen Behandlungsintervalle.

Auch spezielle Parodontalopertionen können in Frage kommen. In fortgeschrittenen Fällen kann es unvermeidbar werden, Zähne zu ziehen.

Wir nutzen Spezialultraschallgeräte

Nur einige wenige Spezialultraschallgeräte, wie in unserer Praxis vorhanden, können auch subgingival unter dem Zahnfleisch angewendet werden. Gerade die fachgerecht durchgeführte, subgingivale Reinigung und Glättung ist jedoch die wichtigste Maßnahme im Kampf gegen das Fortschreiten der Erkrankung.

Wie kann man Parodontitis verhindern?

Eine professionelle Parodontalbehandlung kann nur zum Erfolg führen, wenn der Tierhalter bereit ist, sich auch zu Hause dauerhaft um die Zahnhygiene des Tieres (Home Care) zu kümmern.

Es gibt kein Medikament zur Vorbeugung von parodontalen Erkrankungen. Tägliches Zähneputzen ist daher die mit Abstand wirksamste Methode, um Zahnbelag und Zahnfleischentzündungen zu vermeiden. Damit verhindern Sie auch ein Fortschreiten von Zahnhalteapparaterkrankungen.

Darüber hinaus sind professionelle Zahnreinigungen beim Tierarzt  - trotz gewissenhafter Zahnpflege zu Hause - nötig.

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